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15/01/2014

OTZ
Technoclub
BVMW
Jena-Saale-Holzland
wirtschaftlichen Erfolg
Jena

Jenaer Erfolgsgeschichte: Neuer Sitz für Wetzel Industriebschriftungen

Die Matthias Wetzel Industriebeschriftungen GmbH präsentierte gestern dem Technoclub des BVMW Jena-Saale-Holzland den neuen Firmensitz in Lobeda-Süd und eine jener Geschichten, die den wirtschaftlichen Erfolg von Jena ausmachen.

Zeitungsbericht OTZ vom 14.01.2014

Die Matthias Wetzel Industriebeschriftungen GmbH präsentierte gestern dem Technoclub des BVMW Jena-Saale-Holzland den neuen Firmensitz in Lobeda-Süd und eine jener Geschichten, die den wirtschaftlichen Erfolg von Jena ausmachen.

Jena. Äpfel sind Matthias ­Wetzels Aushängeschilder. Keine angebissenen wie die einer amerikanischen Computermarke, sondern schöne, rotbäckige Äpfel aus Thüringen, in die man herzhaft hineinbeißen kann.

Wetzel ist aber kein Obstgroßhändler, seine Firma, die Matthias Wetzel Industriebeschriftungen GmbH, sorgt vielmehr für das gute Aussehen von Industrieprodukten. Vornehmlich aus dem Hightech-Bereich. Deren Gehäuse bekommen Farbanstriche, werden pulverbeschichtet oder erhalten feinste Gravuren, wie zum Beispiel die Einstell­ringe von Industrieobjektiven. Das mit den Äpfeln sollte vor ein paar Jahren nur ein Gag sein, verrät Wetzel. "Ich wollte auf einer Industriemesse als kleine Firma ein bisschen auffallen und habe mittels Laser unser Firmenlogo ganz fein in die Schale eingebrannt, um zu zeigen, dass wir jedes Material beschriften können", sagt der 47-jährige Unternehmer. Seitdem gibt es den gravierten Thüringer Apfel auf jeder Fachmesse. Das Obst hat Wetzel - natürlich relativ betrachtet - ebenso viel Erfolg beschert wie jenem bekannten US-Hersteller. Das einst im Jahr 1999 mit vier Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 160"000 Euro als Ausgründung von Carl Zeiss gestartete Mini-Unternehmen erreichte im vergangenen Jahr 13"Millionen Euro Umsatz. Die Zahl der Arbeitsplätze hat sich verzehnfacht. Produziert wurde bis vor einem Jahr im Schoß der ehemaligen Mutter Carl Zeiss, im Hauptwerk an der Tatzendpromenade. Doch das Nest ist nicht nur längst zu klein, Wetzel will auch nicht mehr als ­Anhängsel des namhaften Hightech-Konzerns wahrgenommen werden. Heute schaut der gebürtige Thüringer zufrieden aus der verglasten Front seines Büros im ersten Stock des neuen Firmengebäudes in der Brüsseler Straße"14 auf das um ihn herum ­rasant wachsende Gewerbe­gebiet "JenA4". "Ich fühle mich angekommen, so als ob man als junger Mann zu Hause auszieht in die erste eigene Wohnung", sagt Wetzel, der den Beruf des Industriegraveurs bei Carl Zeiss in Jena ab 1983 von der Pike auf erlernte. Zeiss hatte als fürsorg­liche "Mutter" dafür gesorgt, dass Wetzel vor seinem Start in die Selbstständigkeit Ende der 1990er-Jahre noch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung ­erhielt. Aus der einstigen Ausgründung ist inzwischen ein ­typisches mittelständisches Familienunternehmen geworden. Sohn Stephan kümmert sich als Techniker um die Fertigungssteuerung, Ehefrau Annette und Tochter Stephanie "schmeißen" die Buchhaltung. Und wenn Matthias Wetzel auf dem Tablet-Computer stolz das Familienfoto mit Enkeltochter Fine zeigt, dann fügt der stolze Opa hinzu: "Da weiß man doch wenigstens, warum man das alles macht."

Wärme der Kompressoren heizt Hallen Ja, stolz ist Matthias Wetzel auf seine 14 Jahre als Unternehmer und auf den neuen Firmensitz, den er statt einer offiziellen Einweihung gestern Nachmittag den 81 Teilnehmern des 26."Technoclubs des Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW) präsentierte. Die Unternehmer des Kreisverbandes Jena-Saale-Holzland erfuhren bei der Besichtigung zum Beispiel, dass Wetzels 4,4 Millionen Euro teurer Neubau beim Energieverbrauch noch 30 Prozent unter den harten Vorgaben der gesetzlichen Energiesparverordnung liegt. So wird die beim Betrieb der großen Druckluftkompressoren anfallende Wärme für die Fußbodenheizung der Hallen mit 3000 Quadratmetern Fläche genutzt. "Erst unter minus 10 Grad Celsius Außentemperatur müssen wir mit Gas zuheizen", erklärt Wetzel seinen Unternehmerkollegen. Das ist nicht nur gut fürs grüne Gewissen, sondern vor ­allem für die Kosten und die künftige Wettbewerbsfähigkeit. Auch der Standort direkt an der Autobahn bei Lobeda sei ideal. "So bin ich sehr rasch bei Kunden in Thüringen und darüber hinaus und auch die Auslieferung spart Zeit", sagt Wetzel. Dem gegenüber steht die immer noch fehlende Nahverkehrsanbindung. "Um uns herum wachsen neue Betriebe wie zum Beispiel Ever-Pharma mit 300 Leuten oder Büromarkt Böttcher mit 300 Beschäftigten und dann fährt da nicht mal ein Bus", sagt Wetzel. Da hinke die Stadt dem Tempo der Wirtschaft hinterher. Eigentlich überflüssig zu ­betonen, dass Wetzels rotbäckige Äpfel mit Lasergravur auch gestern beim Technoclub mal wieder die Renner waren.

Quelle: Lutz Prager / 15.01.14 / OTZ